Oder auch: On the road again.
„Hast du einen eigenen Hund? Und wie bist du zum Hundesitting gekommen?“ So lauten die zwei häufigsten Fragen an mich. Antwort auf Frage Nummer eins: Nein. Ich bin mit Hunden groß geworden, das ja. Seit meiner frühesten Kindheit gehörten zu unserer Familie immer ein oder zwei, manchmal sogar bis zu vier Hunde. Mehrere Rehpinscher, verschiedene Jagdhunde von Deutsch-Drahthaar über Pointer bis hin zum Jagdterrier sowie ein Schäferhund und ein Riesenschnauzer ergänzten über die Jahre hinweg unser Rudel.
Als Teenager war es nach dem Reitsport für mich das Größte, mit einem unserer Hunde durch die Natur zu streifen. Wollten meine Eltern abends wissen, wo ich tagsüber gewesen war, zuckte ich mit den Schultern. „Draußen.“ In diesem einen Wort war meine ganze Welt enthalten. Wiesen und Felder, raschelndes Laub unter Füßen und Pfoten, zwei Nasen im Wind. Eben draußen. On the road mit Hund.
Meine erste eigene Wohnung war ein 33 qm-Appartement, ich selbst berufstätig in einem 8-Stunden-Job. Die Frage nach dem eigenen Hund stellte sich mir gar nicht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr mir anfangs unsere Hunde fehlten. Aber: Sehnsucht verboten, Herz verriegelt, Schlüssel weggeworfen. Es sollte lange dauern, bis ich ihn wiederfand.
Hunde waren schon immer Teil meines Lebens – und irgendwann wusste ich: Es darf wieder mehr davon sein...
Nach Jahrzehnten im Büro-Alltag dann der Moment des erzwungenen Innehaltens. Corona. Für viele der blanke Horror, war es für mich der absolute Gamechanger. Im Homeoffice erkannte ich plötzlich, dass ich längst nicht mehr glücklich war in meinem selbst gewählten Hamsterrad. Es war im Gegenteil allerhöchste Zeit, auszusteigen. Nur…in was sollte ich wieder einsteigen?
Erste Hundebegegnung mit Kira, die Zeit in England, die Rückkehr nach Deutschland, der spontane Facebook-Post – und wie daraus eine erfüllende Tätigkeit wurde.
Ein Seminar, ein Impuls, ein Hund – und plötzlich war ich mittendrin in meinem neuen Leben.
Es kam wie so oft im Leben. Ist man wirklich offen für etwas Neues, ist es auch schon da. In meinem Fall ein online-Seminar zur Bewusstseins-Entwicklung, die Wohlstandsmagie. Eine Bezeichnung, die mich anfangs amüsierte. Schon seit mehr als 15 Jahren war ich schließlich unterwegs in Sachen Persönlichkeitsentwicklung. Frau kannte sich also aus und erwartete daher… Nichts. Ganz ehrlich, ich hatte schlicht nichts Besseres zu tun und folglich null Erwartung. Was ich dafür bekam? ALLES! Hinter der magischen Umschreibung verbarg sich eine Wissenschaft, die mich lehrte, genau das im Leben zu bekommen, was ich haben will. Ich wollte eine allumfassende Veränderung. Definitiv.
Diese Wissenschaft des Erfolges nach meinem Lehrer Master Baruch wurde mein Felsen, auf dem ich jetzt begann, mir ein neues, erfülltes Leben aufzubauen. Nur dieses Mal baute ich bewusst. Nach wenigen Monaten nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, hängte meinen krisensicheren Verwaltungsjob an den Nagel und machte mich selbständig als Coach. Nicht lange und es kam erneut ein drängender Impuls, der meine ganze Welt nun vollends auf den Kopf stellte. Offenbar hatte ich Geschmack an so richtig großen Veränderungen gewonnen. Ich schloss wortwörtlich eine Tür hinter mir, löste meine Wohnung auf und ging auf Reisen. Der bis dahin größte Schritt meines Lebens! Vom ersten Impuls bis zur Schlüsselübergabe an den Makler dauerte es exakt drei Wochen. Und zack! War ich das erste Mal mit meinem Koffer on the road.
Kaum unterwegs, passierten zwei Dinge gleichzeitig. Das eine war die an mich gerichtete Frage „Hundesitting… Wär das nicht was für dich?“ Das zweite eine bretonische Hundedame, die in mein Leben spazierte. Ich hatte ein Zimmer mit Frühstück in einem AirBnB gebucht. Eine umwerfend warmherzige Gastgeberin nebst ihrem hübschen Mädchen auf vier Pfoten gab es inklusive. Drei für eins sozusagen. Daraus sollte nicht nur eine innige Freundschaft unter den Zweibeinern entstehen. Ohne mir dessen bewusst zu sein, hatte ich hier auch meinen Schlüssel wiedergefunden. Er hatte eine feucht-vorwitzige Nase und hieß Kira. Mein Herz war wieder offen.
Für meinen ersten Sit ging ich nach England. Auf den ersten folgte ein zweiter, dann noch einer und noch einer. Insgesamt betreute ich nacheinander dreizehn Hunde und kümmerte mich um genauso viele Haushalte. Zusammen mit einem Vierbeiner die atemberaubende Schönheit Englands zu entdecken, erfüllte mich. Erst sehr viel später begriff ich die wahre Bedeutung meiner Art des Reisens. Ich kehrte zurück zu mir. Ich war wieder draußen.
Als es mich zurück nach Deutschland zog, beendete ich gedanklich die Episode Hundesitting. Kaum wieder hier, packte mich aber ein solches Hundeweh, dass ich eines Abends meinen ersten Post auf Facebook schrieb. Biete Hundesitting! Innerlich mit dem Stempel versehen „so zwischendurch mal, das wär schon toll“. Ob sich wohl jemand melden würde? Am nächsten Morgen hatte ich 28 Anfragen, innerhalb von zwei Wochen waren es Hunderte. Noch ein dreiviertel Jahr später entdeckte ich weitere, an die 70 Zuschriften, die unbemerkt in meinem Spam-Ordner gelandet waren. Ich habe sie alle beantwortet.
Ohne darüber nachzudenken, begann ich zu organisieren, führte wie selbstverständlich Kundengespräche, wurden aus Anfragen feste Buchungen. Mein Kalender ist seitdem prall gefüllt. Eine meiner treuesten kleinen Stammkundinnen heißt übrigens Kira.
Damit ist Frage Nummer zwei beantwortet. Nicht ich bin zum Hundesitting gekommen. Das Hundesitting kam zu mir.
Viele Erfahrungen - in Rekordzeit gesammelt.
Inzwischen habe ich Hunde jeglicher Art betreut, Rassehunde wie ToMis (Tolle Mischungen). Von Welpen und Teenies über stattliche Erwachsene bis hin zu gebrechlichen Senioren, teilweise blind und taub. Quirlige Flummis, gechillte Couch-Potatoes, vor Energie nur so strotzende Vierbeiner sowie Tiere mit Handicaps wie Demenz, Epilepsie und Autismus. Hunde, die von Beginn an in einem sicheren Zuhause aufwuchsen, immer beschützt, geborgen und geliebt waren, genauso wie Tierschutzhunde und sogenannte Angsthunde. Solche, die vom ersten Moment an ums Überleben kämpfen mussten. Feind Nummer eins war meistens der Mensch. Äußerlich sichtbare Narben zeugen von diesen Kämpfen, Ängste, Panik oder „seltsames“ Verhalten spiegeln ihre inneren Verletzungen. Ich war in tollen Haushalten und in interessanten, habe faszinierende Menschen und wunderschöne Landschaften kennengelernt. Bereits für mehrere Züchter durfte ich arbeiten und sogar in einer Hundepension.
Hunde wollen nichts mehr, als einfach nur geliebt zu werden.
Auch wenn man es nicht immer gleich auf den ersten Blick erkennt, doch jeder Hund ist etwas Besonderes, ein einzigartiger, wundervoller Charakter. Hunde kommunizieren mit uns (genauso wie wir mit ihnen übrigens), und zwar 24/7, ob UNS das bewusst ist oder nicht. Sie lernen von uns allein schon durchs Zuschauen, wollen mit uns zusammen Spaß und Freude haben. Hunde wünschen sich nichts mehr, als die bedingungslose Liebe ihrer Menschen, sie wollen uns gefallen und darum alles richtig machen. Machen sie etwas „falsch“, dann nicht, weil sie böse sind oder uns ärgern wollen. Sondern einfach nur, weil wir ihnen nicht in ihrer Sprache erklärt haben, was wir von ihnen wollen. Die Auswirkungen ihres Eifers, ihrer Neugier und Abenteuerlust empfinden wir oft als einziges Chaos. Doch um es mit den Worten von Michel aus Lönneberga zu sagen: Unfug plant man nicht. Dass es Unfug war, weiß man immer erst hinterher.
Jeder Hundesit stellt mich vor neue Herausforderungen, doch so leicht bringt mich nichts mehr aus der Ruhe und ich lerne immer wieder dazu. Ich will wissen, mit welcher Persönlichkeit ich es JETZT gerade zu tun habe. Ein erster Blick reicht mir dafür nicht, ich schaue immer zweimal hin. Mindestens. Zurückhaltung oder Beihilfe zum Unfug, Kuschelalarm oder Standhaftigkeit – was genau braucht DIESER Hund von mir, damit es ihm gut geht?
Und falls Sie wissen wollen, wo ich jetzt gerade bin… Na wo schon? Draußen. On the road again!
Herzlichst,
Ihre Hundesitterin Stefanie Rölf
Copyright © Stefanie Rölf
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Ab in den Sommerurlaub!
Sie suchen kurzfristig eine liebevolle Betreuung mit Herz? Aktuell ist noch eine Sommerwoche frei – ideal für spontane Reisen.