Jeder Hund ist für mich etwas Besonderes. Jeder von ihnen ist eine wunderschöne Persönlichkeit. Jeder berührt mich auf seine ganz eigene, wundersame Weise.
Luna.
Sie ist ungefähr 3 Jahre alt. Ein großes, stürmisches, unendlich verschmustes Riesenbaby. Manchmal, wenn sie gemächlich vor mir durch den Wald galoppiert, erinnert sie mich an eine Giraffe. Diese langen Beine, die sich vermeintlich langsam in wiegendem Schritt dahinbewegen, und doch ein ungeahntes Tempo haben. Dann wieder, wenn sie durchs Unterholz prescht, über umgestürzte Bäume springt, wie ein Känguru über Bäche hüpft und in rasendem Tempo ihre Kreise um mich zieht, kommt sie mir vor wie ein wildes Raubtier. Mal ist sie ein Luchs, in dessen Fell sich die Sonne spiegelt, dann wieder ein Löwe, der sich durch Moose, Grase und Farne an seine Beute heranpirscht. Und manchmal ist sie einfach nur ein überdimensionaler Flummi, der mit vier gleichzeitig angezogenen Beinen hoch hinaus schnellt, um sich den besten Rundumblick zu verschaffen. Ein wildes, burschikoses Mädchen, das nichts mehr liebt, als zu rennen.
Luna. Ein Tierschutzhund aus Rumänien.
Ich sehe ihre Verletzlichkeit, Unsicherheit, Ängstlichkeit. Manchmal schaut sie mich an, als bitte sie um Rückmeldung, um Zustimmung, dass sie auch alles richtig macht. Diese wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen, die mich mal zum Spielen auffordern, dann um Streicheleinheiten bitten, um die nächste Mahlzeit oder schlicht um Trost. Ihr Tag ist erst dann ein guter Tag, wenn sie am Abend zu mir aufs Sofa kommen und sich ankuscheln darf. Das tut sie voller Wonne, Wohlbehagen und Erleichterung. Lässt sich wie ein schwerer Sack gegen mich fallen, um an meiner Seite langsam hinunter in die Liegeposition zu rutschen und dann schließlich mit einem behaglichen Seufzer ihre Endposition zu erreichen: Kopf an meinen Oberschenkel gepresst, die Beine lang ausgestreckt. Bald schon höre ich nur noch tiefe Atemzüge, die von ihrem entspannten Schlaf künden. Selbst ihre Pfoten spiegeln ihre vielschichtige Persönlichkeit – einerseits riesig, sehnig und kraftvoll, lassen mich an einen Wolf denken. Andererseits von unten an vielen Stellen rosa, zart und empfindsam.
Luna.
Eine unfassbar intelligente Hündin, die mich herausfordert, klar und ehrlich mit ihr zu kommunizieren. Die alle Tricks in Nullkommanichts durchschaut und aus diesem Spiel sofort aussteigt, einfach indem sie nicht mehr mitspielt. Die geführt werden möchte, sich jedoch nur führen lässt, wenn ich ihr beweise, dass ich eine Führungspersönlichkeit bin. Und zwar immer, in jeder Minute des Tages, konsequent, 24/7. Die laut, übermütig und fordernd ist und gleichzeitig beschützt, geliebt und umarmt werden möchte. Sie ist gelehrig und aufmerksam, saugt dabei jede Zuwendung auf wie ein Schwamm die Feuchtigkeit.
Luna.
Die mir von ihrer Besitzerin anvertraut wurde, so wie alle meine Hunde mir von ihren Frauchen und Herrchen anvertraut werden. Immer wieder staune ich über dieses immense Vertrauen, das mir von allen Seiten so vorbehaltlos entgegengebracht wird. Ich bin so voller Freude, Dankbarkeit und Liebe. Für all diese Hunde, deren derzeitige Stellvertreterin sich gerade an mich kuschelt, ihr Kopf ruht schwer auf meinem Oberschenkel. Die langen Beine ragen über die Sofakante hinaus, ihre Wolfspfoten zucken, ab und an gibt sie ein paar helle Töne von sich. Vermutlich jagt sie in ihren Träumen schon wieder quer durch den Wald der Familie Eichhorn hinterher. Und dann plötzlich rollt sie sich wieder neben mir auf den Rücken, umarmt im Schlaf mit ihren Vorderläufen meinen Arm, so als wolle sie sich an mir festhalten. Derweil schreibe ich mit einer Hand weiter.
Ich genieße mein Sein mit jedem „meiner“ Hunde. Zurzeit ist es dieser riesengroße Wirbelwind mit goldenen Augen und sehnsuchtsvollem Herzen.
Liebe auf vier Pfoten.
Einfach Luna.